KreditPraktiker
KreditPraktiker ist die seit September 2023 zweimonatlich erscheinende Schwesterzeitschrift des BankPraktiker. Gerichtet an Fach- und Führungskräfte der Kredit-, Sanierungs-, Verwertungs-, Abwicklungs- und Inkassoabteilungen der Kreditinstitute informiert er praxisnah über alle Phasen der Kreditvergabe/-überwachung, des erhöhten Kreditrisikos von Restrukturierung, Sicherheitenbe- und -verwertung bis hin zur Beitreibung von Forderungen. Neben den von Praktikern mit wertvollen Tipps versehenen Beiträgen, finden Sie zahlreiche Meldungen über aktuelle Themen aus Wirtschaft, Kreditgewerbe und Rechtsprechung sowie interessante Besprechungen der für die Zielgruppe beachtenswerten Fachpublikationen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn wir heute einen Blick auf die Nachrichten werfen, zeichnet sich ein düsteres Bild. Die Regierung wird für ihre Taten, manchmal sogar auch nur für ihre Vorsätze kritisiert, ohne dass sich die Kritiker detailliert mit den Vorhaben auseinandersetzen oder konstruktive Änderungsvorschläge unterbreiten. Die Opposition verbreitet ebenfalls keine Zuversicht oder trägt mit guten Ideen zu einer Verbesserung bei. Die Wirtschaft steckt vielfach in einer Systemkrise und es wird langsam allen bewusst, dass die letzten Jahre im Halbschlaf verbracht worden sind. Die Energiekosten waren auch in früherer Zeit zu hoch, aber es konnte anderweitig ausgeglichen werden. Heute bleiben diesem Land jedoch viele Kompensationsmöglichkeiten verwehrt und es reiht sich eine Krise an die nächste. Aber was hat diese Gemengelage mit den Kreditinstituten zu tun? Sehr viel!
Die Wirtschaft braucht jetzt verständnisvolle und vor allem (im positiven Sinne) kreative Banker. Banker, die zuhören, wenn z. B. der Bauunternehmer über seine Probleme reden will, weil sich die Stornoquoten explosionsartig erhöhen und die Liquidität ausgeht. Der Banker sollte gerade jetzt auf die Kunden zugehen und ein offenes Gespräch anbieten, gerade wenn sich die Verhältnisse auf den ersten Anschein verschlechtert haben oder der Kunde zu einer Risikobranche gehört.
Eine gesunde Risikostruktur der Kreditinstitute ist wichtig, aber es darf auch nicht sein, dass aus lauter Angst vor einem Scheitern von Sanierungsbemühungen gar kein ehrlicher Versuch einer Unternehmensrettung unternommen wird. In vielen Unternehmen steckt immer noch das Potential für einen Neustart. Nutzen wir die Möglichkeiten, um auch von den eigenen Häusern Schaden fernzuhalten. Seien wir auf jeden Fall besser als der von Mark Twain beschriebene Banker: „Ein Bankier ist ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.“
Hans-Jürgen Wieczorrek, Firmenkundenbetreuer Sanierung, Kreissparkasse Köln